Freitag, 10. Oktober 2008

Deutsche auf Urlaub

Nun würde ich zur Abwechslung also einmal Deutsche auf Urlaub in ihrem eigenen Land sehen, einen Menschenschlag, dem man normalerweise nur in den Ländern anderer Leute begegnet. Was sollten wir einpacken? Natürlich Handtücher. Am besten vielleicht zwei für jeden - es konnte ja sein, dass wir zusätzliches Kriegsgerät für die Annexion von Sonnenliegen oder Liegestühlen benötigten. Badeanzug, Badehose? Vielleicht nicht.

Ich war mit der Vorstellung groß geworden, dass Leute, die im Adams- beziehungsweise Evakostüm an den Stränden Europas herumliefen, meist Deutsche waren. Vielleicht trugen sie in ihrem eigenen Land auch keine Badekleidung. Als einer meiner Freunde hörte, dass wir an die deutsche Ostseeküste wollten, witzelte er: "Die Deutschen hassen Kleidung - außer Uniformen", und erzählte von einer Freundin, die ihren deutschen Gatten an einem Nacktbadestrand in Spanien kennengelernt hatte.

Also bitte! Schluss mit den Vorurteilen. Ich müsse mich ihrer entledigen wie ein Deutscher seiner Kleidung, hatte Manny gesagt. Doch er hatte mir auch geraten, mich auf mich selbst zu besinnen und den Deutschen in mir herauszulassen. Woraufhin ich mir ein Paar Kühlungsborn Birkenstock-Schuhe zugelegt hatte. Sie waren sehr bequem, die Passform Ergebnis gewissenhaftesten orthopädischen Experimentierens, doch auch klobig und recht hässlich. Trotzdem freute ich mich, dass ich in deutschen Schuhen über deutschen Boden schreiten würde. Unter keinen Umständen allerdings würde ich weiße Socken dazu anziehen, insbesondere da ich mein Haupthaar weder vokuhila noch im Gesicht trug.